Die Twiel Z7 vereint originelles Design, Naturbaustoff und E-Antrieb. Damit könnte das süddeutsche Boot genau zum richtigen Zeitpunkt kommen.
Sieht so das Bootsdesign von morgen aus? Eine aufgerissene Schnute, elegante Linien, Elektroantrieb – das ist der Prototyp der brandneuen Twiel Z7. Sie sperrt den Schnabel ja ganz schön weit auf: Sofort fällt die ungewöhnliche Bugsektion ins Auge. Sie erinnert an den Schnabel eines vorlauten Wassertiers. Aber abgesehen vom auffälligen Design: Soll die markante Vorderpartie der Lufteinlass für eine mutmaßlich machtvolle Maschine sein?
Tatsächlich nicht. Denn die Twiel Z7 wird von zwei Elektromotoren beflügelt. In jedem Rumpf dieses Katamarans steckt ein Innenborder von ePropulsion, dem chinesischen Hersteller elektrischer Bootsmotoren. Es handelt sich um den mittleren Antrieb ePropulsion i20 mit 20 kW, umgerechnet 27 PS. Er kam 2023 auf den Markt, also genau rechtzeitig für das Projekt Twiel.
Vor drei Jahren begann das süddeutsche Unternehmen MIZU Marine von Michael Zupritt in Hilzingen bei Singen mit der Konzeption des neuen Boots. Dabei geht es „um nichts Geringeres als die Schaffung eines neuen Schiffskonzepts, die Umsetzung neuer Technologien und gleichzeitig die Einführung eines neuen Fahrgefühls und Fahrvergnügens“. So ein Satz weckt natürlich hohe Erwartungen.
Die Twiel zielt auf den Bodensee
Und zum vollmundigen Statement passt – wortwörtlich – auch das aufsehenerregende Design. Es ähnelt einer Welle. Alles fließt – sinnbildlich – im Rumpf der Z7. Das heißt, in den zwei Rümpfen, denn die Twiel fährt auf doppeltem Kiel. Für den Namen stand übrigens der Hohentwiel Pate. Das ist der markante Hausberg von Hilzingen. Jenseits davon, weiter im Osten, liegt der Bodensee. Dort erwartet Zupritt die Kundschaft des neuen Motorkatamarans.
Denn auf dem zweitgrößten natürlichen See Mitteleuropas könnte die Nachfrage nach Elektrobooten in absehbarer Zeit stürmisch wachsen. Bereits im Jahr 2040 sollen Boote, Yachten und Fähren dort komplett emissionsfrei betrieben werden. Das haben Deutschland, Österreich und die Schweiz, die drei Anrainer des internationalen Gewässers, jüngst vereinbart.
Möglichst bald will Michael Zupritt seine auf die kommenden Bestimmungen abgestimmte Antwort anbieten. Das Gesicht macht sie unverwechselbar, die fließenden Linien gefällig, und mit 54 PS auf zwei schlanken Rümpfen dürfte das zu erwartende Tempo ebenfalls Spaß machen. Die Werft beschreibt das Boot explizit als Gleiter – respektable Leistung bei der relativ geringen Power. Das wird erreicht durch die Zweirumpf-Bauweise.
Die Rumpfkonstruktion hält, was Antrieb und Anmutung versprechen. Die Twiel hat einen Gitterrahmen aus Sperrholz, vereint somit nachhaltige Werkstoffe und modernen Leichtbau. Dass sich mit dem uralten Bootsbaumaterial auch anspruchsvolle Designs und hohe Antriebsleistung miteinander verheiraten lassen, zeigt bereits Hans-Jürgen Kaiser aus dem niederbayerischen Straßkirchen in seinen eleganten Runabouts. Und im Segelbereich will Jan Brügge mit der Woy 26 ebenfalls den Beweis führen.
Technische Daten Twiel Z7
Länge: 7,90 m Tiefgang: 0,60 m
Breite: 2,55 m Motor: ePropulsion i20 Elektromotor, 2 x 20 kW (je 27 PS)
Gewicht: 1,6 t Maximale Crewgröße: 6 Personen
Doppelrumpf ist fast unsichtbar
Die Twiel macht eine interessante Kombination aus Retroklassik und Bionik zum Thema. „Die patentierte Rumpfform lässt Sie sanft durchs Wasser gleiten und sorgt für ein angenehmes Fahrgefühl.“ Ihre konstruktive Besonderheit: Das Doppelrumpf-Prinzip, das ihr Effizienz und Sicherheit bringen soll, ist im Überwasserschiff fast unsichtbar, beinahe versteckt. Wenn man so will, hat Zupritt den Kat unter einer eleganten Karosserie versteckt.
Das vordere Drittel koppelt sich vom gestalterischen Grundsatz „Form follows Function“ radikal ab. Das ist frech, und zugleich ungemein sympathisch in einer Zeit, in der sehr viel einem möglichst großen Nutzen untergeordnet zu sein hat. Hier wächst der Schnabel, der sich über den zwei Rümpfen wölbt, zur ästhetischen Besonderheit. Die Twiel wird man in der Marina unter hundert anderen Booten mühelos wiederfinden. Die Frontpartie erinnert in ihrer Formgebung – der scheinbaren Motor-Haube nebst der angedeuteten Kotflügel (ohne Räder dahinter) – auch an historische Kompressor-Sportwagen der 1930er-Jahre. Mit etwas Fantasie ergeben sich sogar Parallelen zum berühmtesten aller „Silberpfeile“, jenem Mercedes-Rennwagen mit Stromlinienkarosserie W 196 von 1955.
Natürlich soll die Twiel keine Temporekorde aufstellen – sie soll vor allem Spaß machen. „An Bord der Twiel wird der Skipper wieder zum Kapitän.“ Für den Ausflug am Wochenende mit Familie und Freunden auf dem Wasser, die zu sechst Platz in dem bewusst schlicht gehaltenen Cockpit-Bereich finden. Als Baustoffe nennt die Werft unter anderem Kiefer und Mahagoni.
Elektrische Katamarane sind im Kommen
Die Twiel Z7 ist ein neuer Ansatz, die Effizienz-Vorteile des Katamarans in ein ansprechendes Design zu verpacken. Ein markanter Entwurf aus jüngster Zeit stammt von Frauscher: die Timesquare. Und auch De Antonio hat mit der E23 ein spannendes Katamaran-Konzept entwickelt, das float in Kürze vorstellen wird. Bei klassisch motorisierten Motorbooten warten die Four Winns TH 36 und der Best- of-Boats-Award-Gewinner Prestige M 48 mit Multihull-Konzepten auf.
Es ist wahr: Viele stehen der Katamaran-Konstruktion skeptisch gegenüber, obwohl sie so viele Vorteile hat. Zumeist geht es um Ästhetik. Das versuchen Bootsbauer häufig auszuräumen, indem sie diese Eigenheit der zwei Rümpfe kaschieren. Zupritt setzt sozusagen noch einen drauf. Ihm gelingt mit dem eigenwilligen Design ein so markanter Hingucker, dass der doppelte Kiel optisch völlig in den Hintergrund tritt.
Die ersten Illustrationen von der Twiel wecken prompt die Erwartung, dass dieses Boot mit dem klassischen Monohull-Prinzip ästhetisch gleichzieht. Im Januar 2025 wird es auf der boot Düsseldorf präsentiert. Man darf gespannt sein, ob Mizu Marine die Kundschaft überzeugt. Wir jedenfalls können es kaum erwarten, mit der Twiel Z7 selbst aufs Wasser zu gehen.
Dieser Text erschien am 17. Juli erstmals auf float. Aktualisiert am 19. September 2024.